Die Haltung der Bachflohkrebse im Aquarium entspricht im Wesentlichen der von Gammarus roeseli, dem Flussflohkrebs. In noch stärkerem Maß sind Gammarus pulex und fassoarum auf kühlere Wassertemperaturen angewiesen als der Flussflohkrebs.
Daher kann es selbst bei Raumtemperatur in der Sommerzeit zu Ausfällen in der Populationsdichte kommen. Man sollte das Aquarium also in einem relativ kühlen, von der Sonne kaum aufgeheizten Raum aufstellen.
Haltung der Bachflohkrebse im Aquarium
Einrichtung
Wichtig ist eine gute Belüftung und Sauerstoffversorgung. Eine Bepflanzung wie für das Gammarus roeseli-Aquarium reicht dazu nicht als Sauerstofflieferant. Zusätzlich muss mit Membranpumpe und Ausströmerstein für Belüftung und weiteren Sauerstoffeintrag ins Wasser gesorgt werden.
Wasserwerte
Wichtig ist auch eine gut funktionierende Filteranlage. Das Wasser sollte mittelhart bis hart und kalkreich sein und im leicht alkalischen Bereich (pH>7) liegen.
Da die Bachflokrebse im Gegensatz zum Flussflohkrebs Gammarus roeseli kein Zwischenwirt für den für Fische gefährlichen Parasit Polymorphus minutus sind, können die Bachflohkrebse auch unbesorgt aus einem Fließgewässer zum Aufbau einer eigenen Aquarienzucht entnommen werden.
Futter und Ernährung
Als Futterquelle gibt man den Bachflohkrebsen herbstliches Falllaub und Detritus ins Aquarium. Bachflohkrebse lassen sich aber auch gut an das Flockenfutter von Zierfischen gewöhnen.
Mit ihrem hohen Gehalt an Chitin und Kalk stellen die Gammarus pulex ein wertvolles, ballaststoffreiches Futter für größere Raubfischarten aus der Gruppe der Buntbarsche, Sonnenbarsche und Makropoden dar. Für kleinere Fischarten sind sie dagegen nicht geeignet.
Bachflohkrebse züchten
Bachflohkrebse zu züchten ist gar nicht so schwer. Um den rechtzeitigen Zeitpunkt für eine erfolgreiche Befruchtung abzupassen, klammern sich die größeren Bachflohkrebsmännchen am Rücken des Weibchen fest und schwimmen mit diesem Huckepack in Seitenlage oft wochenlang im Aquarium hin und her.
Denn sie warten, um mit dem Weibchen kopulieren und die Eier befruchten zu können, die nächste Häutungsphase ab. Nur dann ist das frisch gehäutete Außenskelett der Weibchen dünn genug.
Achtung!
Werden beide Bachflohkrebsarten zusammen gehalten, dann kann es auch zu Verwechslungen und Fehlpaarungen zwischen Gammarus pulex und G. fossarum kommen, aus denen aber keine Nachkommen hervorgehen können.
Erstaunlicherweise sind diese in der sogenannten Praekopula-Phase miteinander verbundenen Paare ebenso aktiv und schwimmen in eleganten Bögen quer durchs Aquarium wie die Einzeltiere.
Zur Befruchtung selbst entlässt das Männchen das Weibchen aus seinem Klammergriff, dreht sich der Bauchseite des Weibchen zu, um dort seien Spermien abzugeben. Die Befruchtung erfolgt also bei den Bachflohkrebsen extern.
Die Eier werden vom Weibchen aber nicht ins Wasser gelegt, sondern, ähnlich wie man es auch bei den Flusskrebsen beobachten kann, in einer Bruttasche auf der Bauchseite mitgeschleppt.
Die Eier sind zunächst von einer Gallerthülle umgeben, die sich aber mit der Zeit auflöst. Die Eizahl der Gelege liegt zwischen 15 und 30, bei jüngeren Weibchen kann sie auch darunter liegen.
Interessant
Pro Jahr kann jedes Bachflohkrebsweibchen sich dreimal fortpflanzen. Bachflohkrebse werden nur 1 bis 2 Jahre alt.
Nach einer Tragzeit von etwa 3 Wochen schlüpfen die Jungen und werden aber noch einige Tage weiter im Brutraum der Weibchen beschützt, bevor sie ins freie Wasser entlassen werden.
Bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 20 Grad Celsius sind sie bereits nach 11 bis 12 Wochen geschlechtsreif, bei niedrigeren Wassertemperaturen kann es wesentlich länger dauern. Im Freiland pflanzen sich die Bachflohkrebse in der Regel aber nur in den Sommermonaten fort.
Merkmale, Form und Färbung
Die Familie der Gammariden, der Bachflohkrebse, gehören zur Ordnung der Amphipoden unter den Krebsen. Diese Ordnung umfasst mehr als 2700 Arten, von denen aber die meisten im Meer- oder Brackwasser leben.
Der Körper ist seitlich zusammengedrückt, und meist schwimmt der Bachflohkrebs auch in Seitenlage. Der Kopf ist mit dem ersten Brustsegment zum Cephalothorax verschmolzen, aber die anderen Segmente liegen frei. Denn Amphipoden haben keinen Rückenpanzer, Carapax genannt.
Die Augen der Bachflohkrebse sind ungestielt und in den Kopf eingebettet. Die Extremitäten im Brustbereich haben keine Schwimmfußäste: Das erste Beinpaar ist zu Kieferfüßen umgewandelt, die übrigen tragen Kiemen.
Auf die Kiefernfüße folgen folgen 4 Beinpaare, die nach vorne gerichtete Greifbeine mit nach hinten eingeschlagen Klauen bilden. Die weiteren sind drei Beinpaare als einfach nach hinten gerichtete Klammerbeinen ausgebildet.
Auch die Extremitäten des Hinterleibs weisen eine ähnliche Zweiteilung auf (Amphipoda = zweierlei Füße). Die drei ersten Paare stellen mit langen Haaren dicht besetzte Ruderbeine dar, darauf folgen nach hinten gerichtete griffelartige Uropoden, die als Springbeine und Nachschieber fungieren.
Dermaßen mit Extremitäten ausgerüstet, sind die Bachflohkrebse in der Lage, in Seitenlage sowohl behende über das Bodensubstrat entlang zu laufen und der Strömung zu trotzen, als auch frei durchs Wasser zu schwimmen.
Herkunft und Lebensraum
Der Bachflohkrebs bildet einen Artenkomplex aus Gammarus pulex und Gammarus fossarum, die oft zusammen vorkommen, vielfach auch als Unterarten bezeichnet werden und nur von Spezialisten sicher unterschieden werden können.
Daher werden sie hier gemeinsam als Gammarus pulex/fossarum – Bachflohkrebse vorgestellt. Der Bachflohkrebs ist in Europa weit verbreitet und kommt auch in Nordasien bis nach China vor.
Im Südwesten Europas, auf der Iberischen Halbinsel, fehlt er dagegen. Hier wird seine ökologische Nische in den Fließgewässern und Seen durch Echinogammarus berrilloni (der aber bereits auch bei uns in mitteleuropäischen Gewässern als Neuankömmling auftaucht), in Teilen durch Gammarus italicus ersetzt.
Umgekehrt wurde der Bachflohkrebs in irische Gewässer eingeschleppt, wo er nun die einheimischen Gammarus duebeni verdrängt. Auch im Rhein und letztlich auch im Bodensee tauchen zunehmend neue invasive Gammarus-Arten auf, die teilweise den Rhein stromauf wandern, teils auch mit Sportbooten als blinde Passagiere eingeschleppt werden.
Eine Unterart, Gammarus pulex cognominis besiedelt unterirdische Gewässer.
Der Verbreitungsschwerpunkt vom Gammarus pulex Bachflohkrebs liegt in Mitteleuropa in den Bächen der Ebene, stromauf wird er vom Gammarus fossarum Bachflohkrebs ab einer Höhenlage von etwa 400m ü. NN abgelöst. Über lange Fließstrecken können beide Arten aber auch gemeinsam vorkommen und Mischpopulationen bilden.
Generell ist der Gammarus pulex Bachflohkrebs etwas abwassertoleranter und an niedrigere Sauerstoffkonzentrationen angepasst.
Das schlägt sich auch im Saprobiensystem nieder. Hier nimmt der Gammarus Pulex Bachflohkrebs mit 2,0 ein deutlich besseren Güteindex ein als der Gammarus fossarum Bachflohkrebs mit 2,5 auf einer Skala von 1 für sehr gut bis 4= mangelhafte Wasserqualität.
Kommen beide Arten im gleichen Gewässerabschnitte vor, dann sucht der Gammarus pulex Bachflohkrebs die strömungsärmeren Mikrohabitate in Ufernähe auf, während man Gammarus fossarum Bachflohkrebse eher an strömungsexponierten Stellen findet.
Im Oberlauf der Fließgewässer, der Forellenzone, stellen beide Gammaridenarten neben Eintagsfliegenlarven oft den größten Anteil der am Gewässerboden lebenden Makroinverebraten. Dabei hat man Besiedlungsdichten von bis zu 10.000 Individuen pro Quadratmeter gefunden.
Vor allem dort, wo sich das Herbstlaub im Bach anstaut, findet massenweise Gammariden. Sie sind weniger am Falllaub selbst interessiert, als am Aufwuchs aus Mikrofauna und -flora, der sich bei der Zersetzung der Blätter bildet.
Beide Bachflohkrebs-Arten reagieren aber sehr empfindlich auf die durch Menschen verursachte Versauerung der Gewässer. Sie sterben bereits bei einem pH-Wert von 6,0 ab oder stellen das Wachstum ein.
In saurem und damit kalkarmen Milieu haben die Bachflohkrebse Schwierigkeiten bei der Neubildung des chitinhaltigen Außenskeletts nach der Häutung. In moorigen Gewässern wird die Mortalität der Bachflohkrebse durch die Pufferwirkung der im Wasser mitgeführten Huminstoffe etwas gemildert.
Die Art ist deshalb in kalkhaltigen Gewässern häufiger, sie fehlt in von Natur aus sauren Gewässern wie z.B. Moorgewässern.