Der Flusskrebs war früher in Deutschland in sauberen Bächen und Flüssen, sowie in größeren Seen häufig. Im 19.Jahrhundert wurden viele Bestände durch die Krebspest vernichtet. Erreger der Krebspest ist ein Pilz (Aphanomyces astaci), der damals in Europa durch den amerikanischen Flusskrebs Orconectes limosus eingeschleppt wurde. Ein Übriges taten die Gewässerverschmutzung und Begradigung der Flüsse. Dadurch gingen viele Unterstände und Uferhöhlen verloren, die der Flusskrebs als Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten braucht. Durch einige engagierte Nachzucht- und Auswilderungsprogramme beginnt sich diese größte einheimische Flusskrebsart allmählich wieder auszubreiten. Eine erneute Bedrohung für den einheimischen Flusskrebs stellen neue invasive Krebsarten dar, die aus Aquafarminganlagen entwischt oder von verantwortungslosen Aquarianern einfach ausgesetzt wurden. Dazu gehören vor allem die amerikanischen Flusskrebse (Procambarus), die selbst immun gegen die Krebspest sind, aber diese für den einheimischen Flusskrebs tödliche Pilzinfektion übertragen können.
Merkmale, Form und Färbung
Der einheimische Flusskrebs ist der größte Vertreter der Flusskrebse (Familie Astacidae) in Mitteleuropa. Der Vorderkörper ist vollständig von der Rückenplatte, dem Carapax, bedeckt. Er hat zwei komplexe Augen, die auf kurzen Stielen sitzen. Das 2.Antennenpaar erreicht fast Körperlänge. Abgesehen von seiner Körpergröße ist das Männchen vom Weibchen auch durch die wesentlich größeren Scheren zu unterscheiden. Die Weibchen haben einen etwas breiteren Hinterleib. Die Körperfärbung reicht von einem rötlichen Braun über Grau bis mehr gelblichen Tönen. Die Unterseite der Scheren ist rötlich gefärbt.
Haltung des Flusskrebs im Aquarium
Für eine erfolgreiche Haltung im Aquarium braucht der Flusskrebs ein großes Kaltwasseraquarium ab 1,5m Länge. Man hält den Flusskrebs am besten alleine oder pärchenweise. Das Wasser muss sauber und sauerstoffreich sein. Bei Sauerstoffmangel (<4mg O2/l) versucht er das Wasser zu verlassen und an der Luft zu atmen. Wichtig ist neben einer guten Filteranlage, Belüftung mit Membranpumpe und breitem Ausströmerstein ein regelmäßiger, am besten wöchentlicher Teilwasserwechsel. Zur Häutung und als Versteckmöglichkeit braucht der Flusskrebs strömungsgeschützte Unterstände und Höhlen. Der Flusskrebs wühlt und gräbt zwar nur selten, trotzdem sollten alle Aufbauten standsicher gestaltet werden.
In den Sommermonaten sollte die Wassertemperatur die 22°C-Marke möglichst nicht überschreiten. Zu seinem Wohlbefinden braucht er außerdem einen Temperaturwechsel in der Winterzeit (<10°C); zur erfolgreichen Entwicklung brauchen die Krebseier wenigstens eine kurze Kälteperiode mit Temperaturen unter 5°C. Auf Wasserpflanzen kann verzichtet werden. Pflanzen werden vor allem als Nahrung betrachtet. Daneben frisst der Flusskrebs gerne Wasserschnecken, kleinere Fische und andere Wasserbewohner, und er geht auch an Aas. Im Aquarium füttert man ihn mit Muschel- oder Fischfleisch, Würmern, Insektenlarven und Schnecken. Der Flusskrebs ist vor allem dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber hält er sich in seiner Höhle versteckt. Die Häutung kann länger als eine Woche dauern. In dieser Zeit braucht der Krebs vor allem Ruhe – also nicht gleich in Panik geraten, wenn er sich einmal längere Zeit nicht mehr blicken lässt. Eine Vergesellschaftung mit größeren Fischen wie Barschen oder Forellen wäre zwar möglich, diesen Stress sollte man dem Krebs aber besser ersparen. Außerdem ist der Krebs butterweich, solange der neue Panzer noch nicht völlig ausgehärtet ist (in dieser Phase daher auch aus „Butterkrebs“ bezeichnet) und leichte beute für potentielle Fressfeinde. Während der Häutung stellt der krebs die nahrungsaufnahme völlig ein – also in dieser Zeit nicht füttern. Die Aquarienbeleuchtung ist daher zweitrangig. Meist kriecht oder „stolziert“ auf seinen 2., 3. und 4. Schreitbeinpaaren langsam auf dem Bodengrund herum auf der Suche nach Nahrung. Bei Störung stößt er blitzschnell zurück, indem er seinen Hinterleib voller Kraft gegen den Bauch schlägt. Unter optimalen Bedingungen kann der Flusskrebs 20 Jahre alt werden.
Vom Zoofachhandel wird der einheimische Flusskrebs auch als Besatz für den Gartenteich angeboten. Das ist jedoch nicht empfehlenswert: Erstens wird man ihn im Gartenteich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen, zweitens erwärmt sich Teichwasser im Sommer öfters über die dem Krebs verträgliche Temperaturobergrenze hinaus. Egal ob im Aquarium oder im Gartenteich, auf keinen Fall darf man den europäischen Flusskrebs mit amerikanischen Flusskrebsarten zusammen halten, denn alle amerikanischen Arten sind potentielle Träger der gefährlichen Krebspest, auch wenn sie selbst gegen die Krankheit immun sind. Vorsicht ist auch geboten beim Erwerb der Krebse: Immer wieder werden amerikanische Krebse falsch deklariert und als Astacus astacus angeboten.
Nachzucht des Flusskrebs
Der Flusskrebs ist mit etwa 3 Jahren geschlechtsreif. In der Natur pflanzt sich der Flusskrebs im Herbst fort. Dabei heftet das Männchen dem Weibchen mit seinen vorderen Schwimmbeinen einige schlauchförmige Samenkapseln (sogenannte Spermatophoren) von außen an die Geschlechtsöffnungen. Einige Wochen später legt das Weibchen seine Eier in den Hohlraum ab, den es bildet, indem seinen Hinterleib unter den Körper klappt. In diesen geschützten Raum werden die Eier zusammen mit einem zähen Schleimpaket ausgestoßen, dabei löste sich die Spermatophore auf und die Samen befruchten die Eier. Der Schleim härtet im Wasser aus und bildet zusammen mit den Eier feste Trauben, die an den Schwimmbeinen hängen. Es dauert rund 6 Monate bis die noch nicht vollständig entwickelten, schwanzlosen Krebslarven schlüpfen. Nach einigen weiteren Wochen häuten sich diese zu kleinen Flusskrebsen. Von ursprünglich rund 100 Eiern pro Weibchen entwickeln sich weniger als 20 Flusskrebse.