Verbreitung des Dohlenkrebs
Der Dohlenkrebs war früher in Westeuropa häufig und weit verbreitet. Doch die mit den nordamerikanischen Flusskrebsen eingeschleppte Krebspest, aber auch der Verlust an geeigeneten Krebsgewässern durch Verbauung oder Verschmutzung haben die Bestände des Dohlenkrebs drastisch dezimiert. Früher kam der Dohlenkrebs in der südlichen Oberrheinebene, im Hochrheingebiet und in der Vorbergzone des Schwarzwaldes vor. Er galt in Deutschland lange Zeit bereits als ausgestorben, bis man ihn Ende der 1980-ziger Jahre in einigen kleineren Bächen im südlichen Baden-Württemberg wiederentdeckt. In England und in Frankreich ist der Dohlenkrebs aber immer noch die häufigste der europäischen Flusskrebsarten. In Irland ist er sogar die einzige Flusskrebsbart. In England nehmen seien Bestände aber inzwischen wieder ab, da er vom eingeschleppten Signalkrebs zunehmend verdrängt wird. In Italien kommt eine Unterart des Dohlenkrebses vor, die von einigen Crustaceenspezialisten als eigenständige Art Austropotamobius italicus bezeichnet wird, die sich wiederum in 4 Unterarten aufteilt.
Der Dohlenkrebs kann ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Gewässern besiedeln. Das Spektrum reicht von kleinen Bächen bis sumpfigen stehen Gewässern, da er sehr temperaturtolerant ist. Der Besiedlungsschwerpunkt des Dohlenkrebs liegt jedoch ähnlich – wie bei der Schwesterart, dem Steinkrebs, in kleineren Wald-und Wiesenbächen. Die Population kann jedoch langfristig nur in alkalischem Milieu überleben (pH>8), wie Aquarienversuche unter Laborbedingungen (HADDAWAY, MORTIMER, CHRISTMAS & DUNN 2013) gezeigt haben. Der Dohlenkrebs hält sich tagsüber unter ins Wasser hängenden Baumwurzeln und in Höhlen im Uferbereich auf.
Merkmale, Form und Färbung
Der Dohlenkrebs hat eine hellbraune Körperfarbe. Seine Scheren sind relativ groß und breit. Die Scheren sind oben dunkelbraun, auf der Unterseite beige bis schmutzig gelb-grau, manchmal auch orange gefärbt. Der Stirnfortsatz zwischen den gestielten Augen (das Rostrum) ist deutlich gekielt. Hinter der Nackenfurche sind mehrere deutliche, aber kleine Dornen zu sehen. Das ist das sicherste Unterscheidungsmerkmal zwischen Dohlen- und Steinkrebs; beim Steinkrebs ist der Bereich hinter dieser Nackenfurche glatt und unbedornt. Die Weibchen sind deutlich kleiner als die Männchen des Dohlenkrebses. Abgesehen von diesem Größenunterschied kann man die Männchen auch an den Begattungsgriffeln am fünften Schreitbeinpaar identifizieren. Die Gonoporen des Weibchen liegen dagegen zwischen dem 3.Beinpaar. Abdomen und Schwanzfächer des Weibchen sind deutlich breiter als beim Männchen.
Haltung des Dohlenkrebses im Aquarium
Aufzuchtversuche des Dohlenkrebses unter kontrollierten Milieubedingungen zeigten mit steigendem pH-Wert sowohl die Überlebensrate als auch das Wachstum der Krebse deutlich anstiegen. Bei pH 6,5 betrug die Überlebensrate des Dohlenkrebses nur 25%. Bei pH 7,1 lag sie bei 34%, und erst bei pH 8,6 erreichte die Überlebensrate mit 94% ein Maximum. Der Dohlenkrebs ernährt sich von Insektenlarven, Schnecken und Würmern, nach denen er im Gewässeruntergrund sucht. Er verschmäht aber auch frisches Aas, z.B. tote Fische, nicht.
Nachzucht des Dohlenkrebses
Die Fortpflanzungszeit des Dohlenkrebses beginnt in der Natur, wenn im Herbst die Wassertemperaturen unter 10 Grad Celsius sinken. Zur Paarung dreht das Männchen wie bei Flusskrebsen üblich das Weibchen auf den Rücken und klebt sein Spermienpaket rund um die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Die Weibchen legen bis zu 100 Eier, die sie den Winter im Brutraum zwischen ihren Beinen mit sich herumschleppen. Erst im Mai schlüpfen die fast vollständig entwickelten Larven, die noch weitere 2 Wochen von der Mutter herumgetragen werden, bis sie schließlich als vollentwickelte Jungkrebse den Brutraum verlassen. Dohlenkrebse werden ab dem 3.Lebensjahr geschlechtsreif.
Literaturhinweis
DOST, U. (2012): Der seltenste Krebs Europas?.- Caridina 6, Heft 3: 18-22.
HADDAWAY,N.R., R.J.G.MORTIMER, M.CHRISTMAS & A.M.DUNN (2013):Effect on growth and survival in the freshwater crayfish Austropotamobius pallipes.- Freshwater Crayfish 19: p.53-62.