Am schwierigsten sind die Europäischen Flusskrebse zu halten, da sie an kühlere Temperaturen angepasst sind als die exotischen Arten aus den Subtropen und Tropen. Astacidae eignen sich daher besser für eine Freilandhaltung im Teich. Mit Einschränkungen gilt dies auch für die nordamerikanischen Flusskrebse; bei ihnen muss jedoch sichergestellt sein, dass sie ausbruchssicher untergebracht sind, da sie potentielle Überträger der für die europäischen Flusskrebse tödlichen Krebspest sein könnten. Alle Krebse sind Allesfresser, die vor allem auf eine abwechslungsreiche Kost angewiesen sind. Ein wesentlicher Teil der Larvalentwicklung findet bei den Süßwasserkrebsen im Ei statt. Auch danach bleiben sie noch für 1 bis 2 Larvenstadien mit der Mutter verbunden, bis sie sich zu selbständigen Jungkrebsen entwickelt haben.

Verbreitung und Lebensraum der Krebse

Im Prinzip sind alle Crustaceen Krebse. Die folgenden Angaben beziehen sich aber nur auf die Langschwanzkrebse unter den Zehnfußkrebsen (Decadopa), die im Gegensatz zu den Krabben, ihren Hinterleib nicht dauerhaft unter den Cephalothorax geklappt halten.

Die europäischen Flusskrebse gehören zur Familie der Astacidae. Die meisten der mehr als 300 Arten der nordamerikanischen Flusskrebse sind in der Falmilie Cambaridae zu finden. Einige Angehörige der Cambaridae kommen allerdings auch in Südostasien vor. Die dritte größere Gruppe stellen die australpazifischen Krebse der Gattung Cherax aus der Familie der Parastacidae, die vor allem in Australien und Papua-Neuguinea, bzw. Irian Jaya vorkommen.

Merkmale, Form und Färbung der Flusskrebse

Äußerer Körperbau und innere Gliederung folgen bei allen Flusskrebsen einem recht einheitlichen Bauplan. Kopf und Brustsegmente sind zum Cephalothorax verschmolzen und werden durch ein Rückenschild, Carapax genannt, bedeckt. Die ursprüngliche Segmentierung ist in diesem Bereich ist, im Gegensatz zum deutlich segmentierten Hinterleib, dem Abdomen, kaum noch zu erkennen. Jedes Segment des Körpers trägt ursprünglich ein Beinpaar, wurde mit der Spezialisierung auf bestimmte Funktionen teilweise stark abgewandelt oder reduziert: Im Kopfbereich liegen die Antennen, die Mundwerkzeuge und die Scheren, es folgen die Schreitbeinpaare (Pereiopoden genannt), während die Extremitäten des Hinterleibs Schwimmbeine (Plepopoden) und den Schwanzfächer (das Telson) bilden. Der Name Zehnfußkrebse (Decapoda) bezieht sich auf die 5 mal 2 Schreitbeine des Cephalothorax, obwohl sie ja eigentlich Zwanzigfußkrebse (also Dodekapoda) heißen müssten, wenn man die Schwimmbeinpaare mitzählen würde. Ähnlich wie bei den Insekten ist auch das Nervensystem der Krebse strickleiterartig angelegt. Ein Gehirn im eigentlichen Sinn haben sie nicht. Stattdessen bildet das Nervensystem an bestimmten Stellen Knoten, die sogenannten Ganglien, die bestimmte Funktionen relativ autonom steuern können. So hat zum Beispiel jedes Schreitbeinpaar eine eigenes autonomes Nervenzentrum. Das kann dazu führen, dass die Scheren einen Nahrungsbrocken packen und Schreitbeinpaar Nr. 2 oder 3 versuchen, dem vermeintlichen Nahrungskonkurrenten (nämlich den Scheren), die Beute wieder abzunehmen, und es dauert eine Weile, bis dies Missverständnis untereinander geklärt und intern bereinigt ist (LUKHAUP & PEKNY (2009)) Im Gegensatz zu den Zwerggarnelen und Fächergarnelen haben Krebse und Krabben sehr kräftig ausgebildete Mundwerkzeuge, mit denen sie selbst hartschalige Muscheln und Schnecken knacken können. Von den kräftigen Scheren manch größerer Flusskrebsart muss man sich auch als Halter in Acht nehmen. Samen- und Eileiter münden in den Geschlechtsöffnungen, den Gonoporen, auf der Körperunterseite der Krebse. Nur an der Form und Lage dieser Gonoporen lassen sich die Geschlechter eindeutig unterscheiden. Bei den Männchen liegen die Gonoporen an der Basis des letzten Schreitbeinpaares, bei den Weibchen an der Basis des dritten Schreibeinpaares. Die Männchen der Familien der Cambariden und Astaciden haben außerdem Begattungsgriffel, Gonopoden genannt, die zwischen das letzte Schreitbeinpaar ragen. Den Männchen der austral-pazifischen Krebse der Parastacidae fehlen diese Gonopoden.

Haltung der Flusskrebse im Aquarium

Bevor man sich entschließt, Krebse im Aquarium zu pflegen, sollte man sich über einige Grundsätze im Klaren sein. Hat man nicht bereits als „Quereinsteiger“ zuvor Erfahrung als Hobbyaquarianer bei der Haltung und Zucht von Zierfischen gesammelt, sollte man sich als Einsteiger auf die relativ pflegeleichten und kleinen Zwergflusskrebse der Gattung Cambarellus, darunter dem bekanntesten Vertreter – den Orangen-Zwergkrebs Cambarellus patzcuarensis, unter Insidern kurz CPO genannt, beschränken. Andere nordamerikanische Krebsarten der Gattungen Cambarus und Procambarus sind entweder zu groß oder untereinander und gegenüber anderen Beckengenossen sehr aggressiv oder farblich relativ uninteressant wie die Orconectes-Arten. Höchste Ansprüche an die Pflege stellen als Kaltwasserarten die europäischen Flusskrebse der Astacidae, die eher im Gartenteich als im Aquarium erfolgreich gehalten werden können.

Im Gegensatz zu Garnelen, „düsen“ Krebse und Krabben nicht ständig kreuz und quer durch das Aquarium, sie klettern und krabbeln und versuchen Bodenhaftung zu behalten. Daher ist für die Pflege von Flusskrebsen weniger das Aquarienvolumen, als die Größe der Bodenfläche des Aquariums ausschlaggebend. Die kleinen Cambarellus-Arten kann man bereits in sogenannten Nano-Becken pflegen, während die großen Vertreter der Cambarus und Procambarus-Arten ein Aquarien mit einer Beckenlänge von 150cm und mehr brauchen. Die Größenrelation kleiner Krebs – kleines Becken, großer Krebs – großes Becken gilt jedoch nicht uneingeschränkt: Ein friedlicher, ruhiger australischer Yabbi Cherax destructor beansprucht eine geringere Reviergröße als ein etwa gleich großer Amerikanischer Sumpfkrebs Procambarus clarkii. Allen Flusskrebsen gemeinsam ist jedoch, dass sie gut klettern können und somit wahre Ausbruchskünstler sind. Also muss die erste Grundregel für die Aquarienhaltung von Krebsen sein, dass das Aquarium ausbruchssicher und lückenlos abgedeckt sein muss. So naturgetreu ein offenes Palludarium dem natürlichen Biotop tropischer Flusskrebse entsprechend mag, für die Pflege von Flusskrebsen wäre es vollkommen ungeeignet.

Während Zwerggarnelen mit ihren feinen pinzettenförmigen Scheren und Mundwerkzeugen sich ihre Nahrung aus Aufwuchs, Detritus und Bodenmulm zupfen und zusammenlesen ohne viel zu „kleckern“, geht es bei den Flusskrebsen weniger akkurat und vornehm zu. Wenn sie auf Beutezug sind, gibt es ein Hauen und Stechen und auch vor den Wasserpflanzen machen sie nicht Halt. Da fliegen im wahrsten die Fetzen durchs Aquarium. Außerdem baggern und schaufeln sie und versuchen das Aquarium nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Verständlich, dass sich das nicht gerade günstig auf die Wasserqualität im Aquarium auswirkt. Andererseits brauchen Flusskrebse sauberes, klares und sauerstoffreiches Wasser. Daher lautet Grundregel Nr.2: Ein Krebsbecken braucht eine optimal arbeitende Filteranlage und eine ausreichende Belüftung zur Sauerstoffversorgung. Weniger entscheidend ist die Aquarienbeleuchtung. Die meisten Krebsarten sind dämmerungs- oder nachtaktiv und auf Wasserpflanzen muss man ohnehin meist verzichten. Immer wieder liest man, dass Flusskrebse im Aquarium so eine Art Gesundheitspolizei spielen würden, indem sie tote oder kranke Aquarienbewohner fressen und damit beseitigen würden. Die Unordnung und den Dreck im Form von Futterresten, den sie dabei hinterlassen, dürfe die Reinigungswirkung im Aquarium bei weitem übertreffen, sodass eher die Gefahr besteht, dass die Wasserqualität umkippt.

Ansonsten stellen die Flusskrebse keine speziellen Ansprüche an die Wasserwerte. Nur zu weich darf das Wasser nicht sein, sonst könnte es Schwierigkeiten bei der Häutung und der Neubildung des kalkhaltigen Panzers geben. Krebse aus den Tropen und Subtropen brauchen natürlich entsprechende Wassertemperaturen < 20 Grad Celsius. Fast alle Flusskrebse sind Allesfresser. Wichtig ist es, abwechslungsreich und sparsam zu füttern. Sonst bleiben zu viele Futterreste, die die Wasserqualität durch Abbauprozesse stark beeinträchtigen können. Wichtig ist auch, dass das angebotene Futter zu Boden sinkt. Schwimmfähiges Trockenfutter wird von den Krebsen ignoriert. Gerne angenommen werden dagegen Frostfutter und Futtertabletten, aber auch Grünkost steht auf dem Speiseplan der meisten Krebse. Dazu pflegen die Krebse sich an den Wasserpflanzen schadlos zu halten. Daher sollte man entweder auf leicht zugängliche Wasserpflanzen ganz verzichten oder das Aquarium nur mit bestimmten, robusten Aufsitzerpflanzen auf Holz oder Steinen oder Schwimmpflanzen ausstatten. Zur Kost bietet man den Krebsen Tiefkühlerbsen oder überbrühtes Gemüse oder Salatstücke an. Ab zu ein Regenwurm, ein paar Wasserschnecken oder sauber gewaschene Tubifex sind für Krebse weitere Leckerbissen. Auch Herbstlaub wird gerne gefressen. Darüber hinaus wirken die aus dem Laub freigesetzt Humin- und Gerbsäuren bakterienhemmend und fördern damit die Gesundheit der Krebse. Neben einem ausreichenden Kalkgehalt muss das Futter vor allem proteinreich sein. Das gilt vor allem für die Jungkrebse, die in dieser Wachstumsphase einen hohen Eiweißbedarf haben. Wird dieser nicht erfüllt, dann neigen sie zu Kannibalismus und fallen übereinander her.

Die Zwergflusskrebse sind in der Regel untereinander und auch gegenüber anderen, etwa gleich großen Beckenbewohnern wie friedlichen Fischen, verträglich. Zwerggarnelen würden dagegen von ihnen eher als Futter angesehen. Umgekehrt könnten sie räuberischen Großarmgarnelen und Fischen zum Opfer fallen. Am wenigsten Probleme gibt es mit den Cherax-Arten: Sie lassen auch Zwerg- und Fächergarnelen in Ruhe. Flusskrebse der Gattungen Cambarus, Procambarus, Orconectes und Astacus sollten grundsätzlich nur in Artbecken gehalten werden, und wenn das Becken nicht groß genug ist, auch nur einzeln oder paarweise. Hält man mehrere Krebse in einem Becken, dann muss natürlich für ausreichend Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten gesorgt werden. Auch Landmarken in Form von Steinen oder Holzwurzeln dürfen zum Abstecken der Reviergrenzen und Territorien der Krebse nicht fehlen.

Nachzucht der Flusskrebse unter Aquarienbedingungen

Krebse, die in der Mehrzahl im Meer leben, durchlaufen während ihrer Entwicklung mehrere planktische Larvenstadien. Süßwasserarten, die fernab, oft auch abgeschnitten vom Meer in stehenden Gewässern leben, mussten eine andere Fortpflanzungsstrategie entwickeln, damit sie nicht – anders als viele Süßwassergarnelen – den verlustreichen Biotopwechsel zwischen Süß- und Meerwasser vollziehen mussten. Bei den Süßwasserkrebsen läuft fast die vollständige Entwicklung im Ei ab. Lediglich die letzten beiden Larvenstadien leben im Brutraum der Mutter, wo sie über ihren Telsonfaden wie durch eine Nabelschnur fest mit dem Muttertier verbunden bleiben. Erst wenn sie sich ein letztes Mal zum Jungkrebs häuten, verlassen sie ihre Mutter und beginnen sich frei umher zu bewegen.

Je nachdem aus welcher Region die Flusskrebse stammen, richtet sich die Fortpflanzungszeit – in den Tropen und Subtropen vor allem nach dem Wechsel von Regen- und Trockenzeiten. Diese Paarungszeiten werden dann oft auch noch über Generationen im Aquarium beibehalten. Bei der Parung der Flusskrebse geht es in der Regel recht ruppig zu. Das Männchen packt das Weibchen mit seinen großen Scheren und versucht es in Rücken- oder Seitenlage zu drehen. Bauch an Bauch verharren sie dann oft minutenlang in dieser Position und das Männchen überträgt seine Spermien. Bei den Europäischen Flusskrebsen, den Astaciden, formt das Männchen mit Hilfe seiner Begattungsgriffel, den Gonopoden, kleine Spermienpakete, die es auf der Unterleibsseite des Weibchen zwischen den Pleopoden und dem Telson absetzt. Bei den nordamerikanischen Flusskrebsen, den Cambariden, stopft das Männchen dagegen mit Hilfe seiner Gonopoden sein Spermienpaket direkt in die Gonoporen des Weibchens. Die Männchen der austral-pazifischen Flusskrebse haben keine Begattungsgriffel; sie setzen die Spermien, in eine Gallertmasse eingehüllt, auf der Unterseite des Weibchens ab. Je nach Art und Wassertemperatur kann die Larvalentwicklung im Ei zwischen wenigen Tagen bis zu einigen Monaten dauern. Das Weibchen klappt seinen Hinterleib um, wodurch eine Bruthöhle entsteht. In diesen geschützten Brutraum entlässt das Weibchen die Eier, die jetzt erst befruchtet werden. Jedes dieser Eier wird einzeln mit einem Schleimfaden an einem der Hinterbeine verankert. Die bereits weit entwickelten Krebslarven schlüpfen aus den Eiern, häuten sich noch ein- oder zweimal und verlassen dann als voll entwickelte Jungkrebse die Mutter, um selbständig auf Nahrungssuche zu gehen.

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