Haltung der Gemeinen Kahnschnecke
Unter Aquarienbedingungen wird die Gemeine Kahnschnecke bis zu 2 Jahre alt.
Vergesellschaftung
Die glatte, kompakte Schale der Gemeinen Kahnschnecke bietet potentiellen fressfeinden kaum Angriffsflächen, sodass sie gut mit kleineren Fischen und den meisten anderen Wirbellosen vergesellschaftet werden kann.
Größere Fische wie Barsche und Weißfischarten und auch größere Flusskrebse können die Bestände der Gemeinen Kahnschnecke aber beträchtlich dezimieren, wie Freilanduntersuchungen belegen.
Wasserwerte
Die Gemeine Kahnschnecke hält man am besten im Kaltwasseraquarium, wobei Temperaurschwankungen zwischen 5 bis zu 25°C toleriert werden.
Steigt die Temperatur z.B. während der Sommermonate oder in beheizten Räumen auf über 20°C, spätestens dann sollte das Wasser künstlich belüftet werden, da die Kahnschnecke einen hohen Sauerstoffbedarf hat.
Besondere Aquarieneinrichtung
Die Schnecke hält sich am liebsten auf der strömungsabgewandten Seite von Steinen auf und klettert nur äußerst selten an den Aquarienwänden bis in die oberen Wasserschichten hoch.
Sie braucht als Nahrungsgrundlage Algenaufwuchs auf den Steinen und detritusreichen Bodenmulm. Mit ihrer starken Zähnchenplatte, der Radula, ist sie in der Lage, auch hartschalige Kieselalgen von der Unterlage abzulösen und zu zerreiben.
Futter und Ernährung
Wie bereits erwähnt ernährt sich die Schnecke von Algenaufwuchs und Bodenmulm. Auf eine zusätzliche Fütterung mit Trocken- und Fischfutter kann verzichten werden.
Ergänzen kann man das Nahrungsangebot, wenn man in Reinkultur gezüchtete Grün- oder Kieselalgen zur Verfügung hat. Auch Wasserpflanzen rührt die Schnecke nicht an.
Erscheinungsbild
Erreichbare Größe
Die Kahnschnecke kann knapp 1 cm groß werden. Somit gehört sie zu den kleinen Vertretern unter den Schnecken im Aquarium.
Form und Färbung
Auf dem Gehäuse ist eine dunkel-braunrote Netzzeichnung auf hellem Grund zu sehen. Färbung und Zeichnung können jedoch in einem weiten Bereich variieren. Besonders im Mittelmeerraum gibt es stark von diesem Schema abweichende Formen.
Einzig sicheres Bestimmungsmerkmal, welches die Gemeinen Kahnschnecke von anderen europäischen Arten unterscheidet, ist der Umstand, dass der orange-rote Fußdeckel (das Operculum) nur einen breiten, roten Rand, aber keine Zapfen hat.
Untersuchungen von Prof. D. Neumann an der Universität Köln haben gezeigt, dass das Längsstreifenmuster auf der Schneckenschale genetisch fixiert ist, das Farb- und Fleckenmuster sich zum Beispiel bei Verletzungen des Mantelrandes, bei Wachstumsunterbrechungen und durch die Ionenkonzentrationen im Wasser spontan ändern kann.
Die Salzkonzentration, etwa beim Wechsel vom Flussunterlauf in die Brackwasserzone an der Mündung, und die Nahrungszusammensetzung haben dagegen keinen Einfluss auf das Farbmuster.
Reine Brackwasserstämme der Gemeinen Kahnschnecke bleiben deutlich kleiner und sind auch weniger intensiv gefärbt als die Süßwasserstämme.
Der Körper der Schnecke hat eine hellgraue Grundfärbung mit einer dunkleren Pigmentierung auf den Flanken. Der Körper verschwindet meist vollkommen unter dem Gehäuserand, dann ragen nur die recht langen Fühler hervor.
Zucht der Gemeinen Kahnschnecke
Im Aquarium kann die Gemeine Kahnschnecke schon mit einem halben Jahr die Geschlechtsreife erreichen. In der Natur im Allgemeinen erst nach 2 Jahren (bei einer Gesamtlebenszeit von etwa 2 ½ Jahren).
Kahnschnecken sind getrenntgeschlechtlich. Das Männchen ist an dem verdickten rechten Fühler zu erkennen, der als Begattungsorgan dient. Die Fortpflanzungsperiode der Gemeinen Kahnschnecke liegt zwischen April und Oktober.
Das Weibchen legt nur etwa 1mm große, flache, eiförmige Kapseln in Steinritzen und andere Unebenheiten von Hartsubstraten mit rauer Oberfläche ab. Jede Kapsel enthält mehrere Hundert Eier, von den sich aber nur eines entwickelt.
Die restlichen Eier dienen dem Schneckenembryo als erste Nahrung. Nach etwa 1 bis 2 Monaten schlüpft die rund 1mm große Jungschnecke.
Herkunft und Lebensraum
Die Gemeine Kahnschnecke kommt in den Mittel- und Unterläufen der Flüsse bis in den Brackwasserbereich und in einigen Seen vor. Seit einigen Zeiten ist sie jedoch auch im Uferbereich am sogenannten Rheinknie in Basel zu finden, dem Übergangsbereich zwischen Hoch- und Oberrhein und breitet sich von dort aus langsam in beide Richtungen stromauf und stromab aus.
Sie fehlt aber in den Alpen und im Alpenvorland. Es gibt reine Brackwasserformen am Rand der Ostsee, die in einem Salzgehalt von bis zu 15Promille leben. Das entspricht fast der Hälfte der normalen Salzkonzentration im Meer.
In versauerten und huminsäurereichen Gewässer wie in Finnland und anderen Teilen Skandinaviens fehlt die Gemeine Kahnschnecke. Außerdem scheint die Schnecke eutrophierte, nährstoffreiche Gewässer zu meiden.