Die Glasgarnele, Macrobrachium lanchesteri, ist friedlich, leicht zu pflegen und zu züchten. Deshalb gehört sie seit langem zum festen Bestandteil des Angebotes an Süßwassergarnelen im Zoofachhandel.
Haltung der Glasgarnele im Aquarium
Aquarieneinrichtung
Fürs Nanobecken sind die Glasgarnelen nicht geeignet. Man sollte ihnen ein Aquarium von wenigstens 80cm Beckenlänge zu Verfügung stellen. Ist das Aquarium zu klein, dann entwickelt sich meist nur ein Männchen der Glasgarnelen zu voller Größe und Geschlechtsreife.
Aber neben genügend Freiraum zum Schwimmen und zur Fortbewegung am Boden brauchen auch die Glasgarnelen einige Rückzugs- und Unterschlupfmöglichkeiten.
Deshalb sollte das Aquarium in den Randbereichen dicht bepflanzt sein und durch Moorkien- oder Mangrovenwurzeln, größere Steine, Krebs- oder Garnelenhöhlen gut strukturiert sein.
Die Glasgarnelen klettern auch gern, daher sollte man auch etwas in die Höhe bauen. Dann muss das Aquarium aber auch eine lückenlose Abdeckung haben, damit die Garnelen nicht entwischen können.
Wasserwerte
Die Glasgarnele ist empfindlich gegenüber zu weichem und saurem Wasser, sie hat dann Schwierigkeiten bei der Häutung und ist auch anfälliger gegenüber Krankheiten.
Vergesellschaftung
Da die Glasgarnele relativ klein bleibt und im Gegensatz zu anderen Großarmgarnelen der Gattung Macrobrachium auch nur kleine, dünne Scheren hat, ist sie auch kein Beutegreifer, der anderen Beckenbewohnern nachstellt oder ihnen in anderer Weise gefährlich werden kann.
Man kann sie daher gut mit etwa gleich großen, friedlichen und ruhigen Zierfischen zusammen halten.
Keine Zwerggarnelen
Zwerggarnelen kommen jedoch für eine Vergesellschaftung nicht in Frage, da sie von diesen Großarmgarnelen als willkommene Beute angesehen werden könnten.
Auch gegenüber Artgenossen verhält sich die Glasgarnele friedlich. Man kann sie daher auch gut in größeren Gruppen, darunter auch mehrere Männchen, halten.
Futter und gesunde Ernährung
Glasgarnelen füttert man mit Tubifex, roten Zuckmückenlarven, kleine Wasserschnecken (Planorbella oder Physa-Arten) und anderen am Boden lebenden Wirbellosen.
Zusätzlich kann Zierfisch- oder Garnelenfutter in Trockenform oder als Frostfutter angeboten werden. Auch wenn Großarmgarnelen eigentlich keine Vegetarier sind, die Glasgarnele verschmäht auch Aufwuchsalgen als gelegentliche Ergänzungskost keineswegs.
Nachzucht der Glasgarnele
Die Glasgarnele gehört zu dem fortgeschrittenen Vermehrungstyp unter den Großarmgarnelen. Sie hat ihre ursprüngliche, stammesgeschichtlich bedingte Bindung ans Meer vollständig aufgegeben und vollzieht ihre gesamte Entwicklung vom Ei bis zur Junggarnele im Süßwasser.
Zur Glasgarnelen Zucht setzt man am besten ein paarungsbereites Pärchen der Glasgarnelen in ein separates 50 Liter-Aquarium. Der optimale Temperaturbereich liegt bei etwa 28°C, das Wasser sollte leicht sauer sein (also pH zwischen 6,5 und 7). Das Wasser darf auch nicht zu weich sein.
Sind die Bedingungen optimal, dann entlässt das Weibchen alle 4 bis 6 Wochen winzig kleine Zoea-Larven, die aber ihre weitere Entwicklung ausschließlich im Süßwasser vollziehen, statt wie bei manch andere Macrobrachium-Arten als Plankton in marine Bereiche wechseln müssen.
Die Elterntiere der Glasgarnelen fängt man dann am besten aus dem Aufzuchtbecken heraus. Auch die Larven der Glasgarnelen leben planktisch, man füttert sie in den ersten Wochen mit Nauplien des Salinenkrebses Artemia.
Nach einigen Wochen gehen sie als Junggarnelen zum Bodenleben über und suchen dort im Aquarienmulm nach verwertbarem Nahrungspartikeln. Jetzt kann man mit kleineren bodenbewohnenden Wirbellosen wie Enchyträen zufüttern.
Spurenelemente fördern die Entwicklung der Junggarnelen zusätzlich. Nach etwa 6 Monaten sind die Glasgarnelen mit einer Körperlänge von 4 bis 5cm bereits geschlechtsreif.
Die Lebenserwartung der Glasgarnele liegt unter optimalen Bedingungen im Aquarium zwischen 3 und 4 Jahren.
Merkmale, Form und Färbung
Die Glasgarnele heißt zu recht so, denn sie ist nahezu transparent, bis auf ein paar schwarze Streifen am Kopf und auf dem Vorderkörper. Charakteristisch bei den Macrobrachium lanchesterisind sind außerdem zwei dünne dunklere Streifen auf der hinteren Hälfte des Rückenpanzers.
Will man die Anordnung und Funktionsweise von Fortpflanzungs- und Verdauungsorganen und die Pumpleistung des Herzes am lebenden Organismus studieren, dann ist die Glasgarnele das optimale Studienobjekt.
Die Glasgarnelen gehören einem Formentyp unter den Großarmgarnelen an, deren Scheren nicht ungewöhnlich lang sind, wobei dann noch eine Schere meist länger ist als die andere, sondern sie haben relativ kurze Scheren.
Die Scheren der Männchen sind allerdings auch bei den Glasgarnelen etwas länger als bei den Weibchen. Die Weibchen haben im Hinterleib über dem Kaumagen ein weiteres Eidepot, dadurch sind sie etwas hochrückiger gebaut als die Männchen.
Herkunft und Lebensraum
Die Glasgarnele kommt in den Tieflandbächen von Burma und Thailand vor, man findet sie aber auch in Teichen, Bewässerungsgräben und sogar auf den gefluteten Reisefeldern.
In Südostasien werden die Glasgarnelen als Speisegarnelen in Aquafarmen gezüchtet.
Schon gewusst?
Die Glasgarnele war vermutlich die erste Süßwassergarnelenart, die speziell für die Aquarienhaltung importiert wurde.
Im englischen Sprachraum wird die Glasgarnele Indian Whisker Shrimp oder auch Riceland Shrimp genannt.
Nicht nur diese Art, Macrobrachium lanchesteri, sondern auch andere Garnelenarten werden im Zoofachhandel immer wieder als Macrobrachium lanchesteri angeboten. Denn all diese Garnelen sind im Jugendstadium relativ farblos transparent und von ähnlichem Aussehen.
Selbst so riesengroße Großarmagrnelen wie die Rosenberg-Großarmgarnele werden als Glasgarnelen verkauft. Will man also eine echte Glasgarnele der Art M. lanchesteri haben, dann sollte man stets nach Herkunft und Art fragen, um später vor bösen Überraschungen sicher zu sein.