Klein- und Urzeitkrebs-Arten

Da diese Kleinkrebse ständig in Aktion, lassen sich viele interessante Verhaltensweisen an ihnen beobachten, die sich bei den Höheren Krebsen oft nur im Verborgenen abspielen. Einzig die als Urzeitkrebse angebotenen, relativ großen Triops dienen nicht als Futter, sondern werden vor allem als Anschauungsmaterial und Studienobjekt seit Jahren erfolgreich aus den Dauereiern aufgezogen.

Verbreitung und Lebensraum der Klein- und Urzeitkrebse

Ca.90 Arten der Wasserflöhe (Cladocera) sind aus mitteleuropäischen Binnengewässern bekannt. Je nach Art werden kleinste Pfützen bis zu tiefen Seen besiedeln. In schnell fließenden Gewässern können sie sich jedoch auf Dauer nicht halten, obwohl die im Zooplankton von Seen lebenden Wasserflöhe auch in den Seeabfluss ausgeschwemmt werden. Die meisten dieser Wasserflöhe halten sich im flachen Uferbereich auf, andere ziehen sie sich tagsüber in tiefe Wasserzonen zurück, um dann nach Einsetzen der Dämmerung mit ihrer Vertikalwanderung Richtung Wasseroberfläche zu beginnen. Einige weiden den Aufwuchs von Wasserpflanzen ab, andere sieben Detritus und Bodenmulm durch, die meisten jedoch filtrieren Algen des Phytoplankton aus der Freiwasserzone ab und nutzen sie als Nahrungsquelle. Der hier stellvertretend vorgestellte Große Wasserflohkrebs Daphnia magna ist eine wärmeliebende Art, die während der Sommermonate in nährstoffreichen Tümpel Massenvorkommen entwickelt.

Die Hüpferlinge oder Ruderfußkrebse (Copepoda) sind mit etwa 125 Arten im Süßwasser vertreten. Nur wenige Arten sind häufig. Sie teilen sich in zwei Familien, die Cyclopiden und die Diaptomiden. Die Nauplien werden als Futter zur Aufzucht von Zierfischen genutzt. Dabei handelt es sich meist um den Gemeinen Hüpferling Cyclops strenuus, der sich großen Seen im Freiwasser als Bestandteil des Zooplanktons, in kleinen stehenden Gewässern dagegen in Ufernähe aufhält.

Die Kiemenfußkrebse (Anostraca) sind mit nur wenigen Arten in Binnengewässern vertreten. Die beiden mitteleuropäischen Arten, Branchipus schafferi und Siphophanes grubei, besiedeln sogenannte epehmere Gewässer, die zeitweise trocken fallen, darunter Schmelzwassertümpel, Überschwemmungszonen oder sogar wassergefüllte Panzerspuren auf Truppenübungsplätzen. In Form von Dauerstadien können sie monatelange Trockenperioden überleben. Aquarianern bekannter sind dagegen die Salinienkrebschen, Artemia salina, die ausschließlich in Binnensalzseen und Salinen vorkommen. Ihre Nauplius-Larven sind ein wertvolles Aufzuchtfutter für Zierfische.

Die Blattfußkrebse (Notostraca) sind eine sehr urtümliche Krebsgruppe, die seit Millionen Jahren unverändert existiert. In Mitteleuropa kommen vor allem 2 Arten vor: Triops cancriformis mit Verbreitungsschwerpunkt in der Oberrheinebene und Lepidurus apus, der eher in Norddeutschland, d.h. nördlich der Mainlinie, etwas häufiger ist. Beide Arten besiedeln nur zeitweise wasserführende Kleingewässer ähnlich wie die vorgestellten Kiemenfußkrebse, mit denen sie häufig auch vergesellschaftet sind.

Die Flohkrebse (Amphipoda) haben ihren Verbreitungsschwerpunkt mit vielen Arten im Meer. So verwundert es nicht, dass einige Arten von dort stromauf in die großen Flusssysteme stromauf wandern und dort sich auch fortpflanzen und auf Dauern ansiedeln können. So tauchen immer wieder neue invasive Arten im Rhein, teilweise bis in den Bodensee auf, z.B. Gammarus tigrinus und Gammarus chevreuxi. Zu den echten Süßwasserarten gehören in mitteleuropäischen Binnengewässer die Bachflohkrebse Gammarus fossarum und G.pulex, sowie der Flussflohkrebs Gammarus roeseli. Einige Arten der Gattung Niphargus besideln sogar Höhlen und andere unterirdische Gewässer.

Einen Überblick über die vorgestellten Vertreter der verschiedenen Ordnungen von Klein- und Urzeitkrebsen , ihre Verbreitung und die von ihnen besiedelten Lebensräume, sowie die Konditionen zur Pflege und Nachzucht unter Aquarienbedingungen gibt die folgende Tabelle:

Wissenschaftlicher NameDeutscher NameVorkommenLebensraumHaltungZucht
Anostraca: Artemia salinaSalienkrebsNahezu weltweitBinnensalzseen, Salineneinfachschwierig
Anostraca: Branchipus schaefferiEchter KiemenfußMitteuropaKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führenmöglich
Notostraca: Triops australiensisAustralienKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Triops cancriformisEuropaKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Triops granariusAfrika und AsienKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Triops longicaudatusNordamerika, KaribikKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Triops mauritanicusWestliches MittelmeergebietKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Cambarellus chapalanusWestküste NordamerikasKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Notostraca: Triops newberryiEuropaKleingewässer, die nur zeitweilig Wasser führeneinfacheinfach
Cladocera: Daphnia magnaGroßer WasserflohEuropaSeen, Weiher, Teichemittelmittel
Copepoda: Cyclops spec.HüpferlingEuropaSeen, Weiher, Teichemittelmittel
Amphipda: Gammarus pulex/fossarumBachflohkrebsEuropaBächemittelmittel
Amphipda: Gammarus roeseliFlussfrohkrebsEuropaSeen und Flüsseeinfachmittel

Merkmale, Form und Färbung der Klein- und Urzeitkrebse

Die vorgestellten Ordnungen der Klein- und Urzeitkrebse haben nur wenig gemeinsam. Dazu gehört, dass sie nicht zu den Zehnfußkrebsen (Decapoda) wie die Flusskrebse und die Krabben gehören, sondern zu den sogenannten Niederen Krebsen, dass die meisten von ihnen wirklich klein sind und den meisten Aquarianern, wenn überhaupt, als Futtertiere für bekannt sind. Doch es lohnt sich, sich mit diesen krebsen einmal intensiver zu beschäftigen. Sie weisen eine erstaunliche Arten- und Formenfülle auf, haben erfolgreiche Anpassungs- und Überlebensstrategien an oft extreme Standortbedingungen entwickelt und zeigen überaus interessante Verhaltensmuster, die denen der im Aquarium gepflegten höheren Krebse, Garnelen und Fische kaum nachstehen.

Anostraca – Kiemenfußkrebse: Sie haben im Gegensatz zu den Notostraca keinen Rückenpanzer und bleiben auch wesentlich kleiner. Bei ihnen treten Männchen und Weibchen etwa gleich häufig auf. Sie können monate-, manchmal jahrelang mit ihren derbschaligen Eiern eintrocknen und als Dauerstadien überleben. Die Kiemenfußkrebse schwimmen meist mit der Bauchseite nach oben. Sie haben 11 blattfrömige Beine, mit denen sie nicht nur schwimmen können; sie nutzen sie nämlcih auch als Kiemen und strudeln sich damit ihre Nahrungspartikel zu.

Notostraca – Blattfußkrebse: Diese Urzeitkrebse haben einen breiten, flachen Rüpckenschild, unter dem sich der größte Teil des Körpers schützend verbirgt. Nur die letzten Hinterleibssegmente mit ihren zwei fadenförmigen Anhängen ragen daraus hervor. Sie haben wenigstens 40 gleichförmig gebaute Blattbeinpaare. Vorn auf dem Rückenpanzer, also auf der Kopfoberseite, haben diese Blattfußkrebse 2 Komplexaugen und ein einfacheres, dicht dahinterliegendes Naupliusauge. Triops cancriformis misst eine maximale Gesamtlänge von 10cm. Die zweite mitteleuropäische Art, Lepidurus apus ist mit 5cm etwas kleiner und auch schlanker. Bei beiden Arten kommen Männchen nur äußerst selten vor; die Weibchen vermehren sich parthenogenetisch, produzieren also wiederum nur Weibchen.

Cladocera – Wasserflöhe: Die Färbung der Wasserflöhe hat sich im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung ihrem Aufenthaltsort im Gewässer angepasst. Formen des Zooplanktons, also auch der Große Wasserfloh Daphnia magna, sind mehr oder weniger durchsichtig. Im seichten Uferbereich am Boden lebende Arten eher gelblich, Teichplankton oft durch die karotinhaltige Algennahrung rötlich gefärbt, während man in moorigen Gewässern überwiegend braun bis schwarz gefärbte Arten findet. Der typische Wasserfloh hat einen zur Körperlängsachse hin etwas abgewinkelten Kopf, der in eine spitze Schnauze, das Rostrum, mündet. Hinter dem Rostrum sitzen die relativ kleinen ersten Antennen, die in erster Linie als Tast-, Geruchs- und Geschmacksorgane dienen. Das 2. Antennenpaar ist dagegen groß, muskulös und mit Ruderborsten besetzt. Mit dem Schlag dieser Antennen bewegen sie sich in kleinen Sprüngen hüpfend wie ein Floh schräg nach oben durchs Wasser. Da sie im Gegenzug immer wieder etwas absinken, gewinnen sie dabei nur langsam an Höhe. Die 10 Beine stehen quer zur Körperlängsachse auf der Bauchseite innerhalb der Schale des Wasserflohs. Sie sind dicht mit Siebborsten besetzt und strudeln damit die Nahrungspartikel in der Bauchrinne entlang zum Mund des Wasserflohs, wo sie von den Mundwerkzeuegn vorsortiert und in den Mund geschoben werden. Der ungegleiderte Hinterleib ist in der Schale frei beweglich. Der abgewinkelte Teil des Hinterleibsendes ragt aus dem Schalenspalt hervor. In dem verbleibenden Hohlraum zwischen Schale und Magen-Darmtrakt entwickeln sich bei den Weibchen die Eier.

Copepoda – Ruderfußkrebse: Die Mehrzahl der Hüpferlinge der Gattunf Cclops hat einen lang gestreckten Kröper, der sich in 3 Teile aufgliedert: das Kopf-/Bruststück (Cephalothorax), bei dem der Kopf mit den ersten beiden Brustsegmenten verschmolzen ist, davon abgesetzt die Brust (Thorax) mit vier bis fünf weiteren Brustsegmenten, und der Hinterleib (Abdomen). Der Hinterleib setzt sich aus fünf Segmenten zusammen, wobei die ersten beiden Hinterleibssegmente miteinander verschmolzen sind. Das erste große Antennenpaar dient weniger der Fortbewegung, sondern als Balancierstange, mit der die Hüpferlinge in Schwebe bleiben können. Auf diesen Antennen sind außerdem eine ganze Reihe von Sinneshaaren und -kolben platziert. Die zweiten Antennen sind dagegen kurz und zweiästig. Die Gliedmaßen der Brustsegmente des Cephalothorax dienen als Mundwerkzeuge.Die zweiästigen Gliedmaßen der fünf Brustsegmente fungieren als Ruderorgan. Durch den Vor- und Rückschlag dieser Beine bewegen sich die Copepoden ruckartig hüpfend durchs Wasser. Das letzte, 5.Beinpaar ist relativ klein und bei den Männchen als Begattungsorgan umgebildet. Der Hinterleib und seine Schwanzanhänge, Furka genannt, dienen als Steuerorgan. Trächtige Cyclops-Weibchen sind leicht an den Eisäckchen zu beiden Seiten des Hinterleibs zu erkennen.

Amphipoda – Flohkrebse: Die Flohkrebse werden als Amphipoden bezeichnet, da bei ihnen die vier vorderen brustbeinpaare nach vorne, die hinteren drei Paare dagegen nach hinten gerichtet sind. Der Körper ist seitlich stark abgeplattet. So bewegen sie sich meist auch in Seitenlage am Boden krabbeln oder freischwimmend durchs Aquarium. Der Körper ist in 3 Abschnitte geteilt: Das Kopfbruststück (Cephalothorax) ist eine Verschmelzung des Kopfes mti dem ersten Brustsegment. Der 2. Körperabschnitt wird aus den Brustsgementen 2 bis 8 gebildet. Die Extremitäten der ersten beiden Segmente dienen als Greiforgan, die der fünf hinteren Segemente zur Fortbewegung.

Haltung der Klein- und Urzeitkrebse im Aquarium

Die unter der Rubrik Klein- und Urzeitkrebse vorgestellten Arten sind allesamt recht einfach zu pflegen und zu züchten. Daher lohnt es sich, von wenigsten einigen Arten eine eigene Dauerkultur aufzubauen. Das lohnt sich nicht nur für den Hobbyaquarianer, der Nauplien und Wasserflöhe als Futter für seien Zierfische und Crustaceen benötigt, sondern auch, um diese Niederen Krebse, ihre Biologie und Verhaltensweisen näher kennenzulernen. Die einzigen die sich nicht als Futtertiere eignen, die großen Urzeitkrebse der Gattung Triops , haben schon lange das Interesse von Crustaceen-Liebhabern geweckt. Da sie als Dauereier in Sand eingeschlagen lange Zeit überdauern und weltweit verschickt werden können, kann man auch in Deutschland der in Afrika, Asien oder Nordamerika beheimateten Triops-Arten erhalten und erfolgreich pflegen. Diese Triops brauchen ein möglichst lang gestrecktes Aquarium mit einem feinkiesig-sandigen Boden, einem relativ flachen Wasserstand und einige Solitärpflanzen und Versteckmöglichkeiten. Will man Artemia salina in Kultur nehmen, dann müssen die Dauereier zunächst in speziellen Artemia-Kulturgefäßen erbrütet werden. Sobald die Nauplien geschlüpft sind, können sie als Aufzuchtfutter verwendet werden. Will man sie bis zum adulten Stadium weiter aufziehen, dann ist neben der richtigen Salzkonzentration vor allem ein fein verteiltes Nanoplakton notwendig. Wasserflöhe muss man vor allem ein Aufzuchtgefäß mit einer möglichst dichten Suspension aus Grünalgen bieten, übergangsweise kann auch in Wasser aufgelöste Hefe verfüttert werden. Im Gegensatz zu Wasserflöhen bilden Hüpferlinge keine Dauereier und stellen daher im Winter , wenn anderes Lebendfutter nur schwierig zu beschaffen istm, eine wertvolle Futterquelle dar. Sie lassen sich in einem ausreichend großen Glasgefäß mit feinstem Teichplankton oder auf Rübenschnitzeln gezogenen Infusorien ernähren. Bach- und Flussflohkrebse hält man in einem Kaltwasserbecken mit reichlich Strömung, gegen die sie anschwimmen können. Sie brauchen einen Untergrund mit feinem Kies und Sand, in dessen Lückensystem ihre jungen in den ersten Tagen verkriechen können. Auch etwas trockenes Herbstlaub wird von den Gammariden gern als Nahrungsquelle und Versteckmöglichkeit genutzt. Darüber hinaus kann man sie mit handelsüblichem Trockenfutter für Garnelen oder Zierfische versorgen.

Nachzucht der Klein- und Urzeitkrebse unter Aquarienbedingungen

Wasserflöhe bilden in Dauerkultur bei optimaler Versorgung an planktischen Grünalgen keine Dauereier. Sie produzieren stattdessen am laufenden Band sogenannte Subitaneier, aus denen bald winzig kleine Wasserflöhe schlüpfen, denn Wasserflöhe durchlaufen während ihrer Entwicklung keine Nauplien- oder Copepodit-Stadien wie die Salinenkrebse und die Hüpferlinge. Auch Hüpferlinge bilden keine Dauerstadien, sondern sorgen bei guter Fütterung mit Rädertierchen, Infusorien und anderem Nanoplankton für Nachwuchs in Form von Nauplien. Artemia salina und Triops zeiht man aus dem im Zoofachhandel erhältlichen Dauereiern auf; bei optimalen Haltungsbedingungen und abwechslungsreichem Nahrungsangebot, kann man auch bei diesen beiden Gruppen bald mit Nachwuchs in eigener Zucht rechnen. Einzig die Pflege und Zucht von Bachflohkrebsen erfordern ein größeres Maß an Erfahrung als Kaltwasseraquarianer; denn es ist nicht einfach, die in einem kleinen Bergbach herrschenden Milieubedingungen im Aquarium auf Dauer zu imitieren. Sieht man die Flohkrebse jedoch pärchenweise rittlings in Praekopula durchs Aquarium schwimmen, dann ist man auf dem richtigen Weg.

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